Bilder - Geschichte(n)  
  Liebe Besucherin, Lieber Besucher unserers Internetauftritts!

Auf diesen Seiten wollen wir Ihnen im Laufe der Zeit einen kleinen Einblick über die Ortenberger Geschichte geben.Geschichten erzählen und dazu einige Bilder veröffentlichen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und die Steigerung der Erkenntnisse über unser Dorf und seine wundervolle Lage in einer herrlichen Landschaft.
 
  Waschtag an der Kinzig  
     
     
"Waschtag an der Kinzig bei der "Einfahrt" an der alten Brücke in den 50er Jahren."
 

Waschtag war Klatschtag !

 

Viele Sprichwörter wie „ä  Gosch wie ä Wäschwieb“ erinnern auch noch heute in Baden und anderswo an die Epoche , als der Waschtag  unter freiem Himmel  wöchentlich praktiziert wurde. Das Bild zeigt uns ganz deutlich, das Waschen von Wäschestücken wie Leintüchern und Decken, die aufgrund der Infrastruktur des Kinzigdammes zum Trocken und z.T. Bleichen ausgebreitet werden konnten. Eine Infotafel  erinnert weiter nördlich , beim  nahegelegenen „Großen Deich“,  an die dortige Offenburger Bleiche.

Neben dem Waschtag galt dieser Tag auch berechtigt als Klatschtag. Hier wurden wie am Stammtisch   Neuigkeiten ausgetauscht, Gerüchte gestreut und Dorfpolitik betrieben. Es war ein Ort der Begegnung; Interaktion  und unmittelbaren Kommunikation. Aus diesem Grunde wäre es eine Überlegung wert, diesen Tag im Rahmen des Ferienprogramms oder auch mit der Schule bzw. Kindergarten wieder aufleben zu lassen. In vielen Orten wird diese Art der kulturellen Renaissance wieder praktiziert.

Da sich der Waschplatz in der näheren Umgebung des ehemaligen  römischen  Bades von Zunsweier aus der Zeit von Kaiser Vespasian   befindet, folgt nun ein kurzer Exkurs zum Thema Waschen und Römer:

„Geld stinkt nicht“

Versetzen wir uns zurück in die Zeit des alten Roms. Sofort denken wir an die Männer in strahlend weißer Toga(Umhang).Der Ausgangsstoff, der im Fäulnisprozess Ammoniak bildet und sich mit Fett verbindet- ist Urin.

Der Ausspruch “Geld stinkt nicht“ hat seinen Ursprung in dieser Zeit. Der Berufsstand der Fuller widmete sich diesem unappetitlichen Berufszweig  des Einsammelns von Urin und dem Wäschen und wurde, da dies sehr einträglich, mit hohen Steuern belegt.

Weswegen sich der Kaiser Titus Flavius Vespasian(68-79) zu diesem Ausspruch veranlasst sah, der bis in unsere Zeit nachwirkt.  

(Text: Thomas Frenk)

   
Anmerkung Wolfgang Sieferle/Ortenberg:

Als Junge war der monatliche Waschtag bzw. das Bleichen an der Kinzig eine
große Abwechslung. Die Erwachsenen; primär die Frauen, waren schon vormittags an der Kinzig. Der im Text beschriebene Platz bei der Auffahrt war der Platz der Ortenberger. Die Hofweirer hatten auf der anderen Seite gemeinsam den Waschplatz mit den Leuten von Elgersweier. Zunsweier und Offenburg(Bleiche) hatten auch ihre bestimmten Plätze. Wir Kinder durften direkt nach der Schule zur Kinzig kommen.
Unsere Aufgabe war es die großen Leintücher, welche zum Bleichen am Kinzigdamm ausgebreitet waren, mit einer Gießkanne immer zu befeuchten.Die Wäsche war damals ziemlich schnell grau.
 Mit Hilfe des Bleichens wurde die Wäsche wieder weiß.
Verwendet wurde meines Wissens Seife /Kernseife. Manche Frauen hatten kleine Tische oder Schemel dabei, die sie zum Waschvorgang umdrehten und die Leintücher darauf ausbreiteten. Zum Schluß wurden die Zugtiere (hauptsächlich Kühe) an einer bestimmten Stelle ("Schwemme") zum Waschen in die Kinzig geführt.
Viele Leintücher wurden noch aus dem heimisch angebauten Flachs(Leinsamen,
 Lein) hergestellt.